Pflegen

Gepflegter Apfelbaum im Jugendalter auf einer Streuobstwiese in Cölbe-Reddehausen

Schnitt an einer überalterten Apfelkrone

aus dem Büchlein "Obstbaumschnitt in Bildern" von Hans Walter Riess, Obst- und Gartenbauverlag, München, 80 Seiten, 4,60 €. Sehr zu empfehlen!

Schneiden – so wenig wie möglich und so viel wie nötig.

 

1. Sparsam schneiden

So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Grundsätzlich wird ein Obstbaum wg. der Statik, freihängender Früchte sowie einer guten, ansprechenden Struktur geschnitten.

Die beste Zeit für den Obstbaumschnitt liegt im Spätwinter (Februar, März) vor dem neuen Austrieb. Der Baum befindet sich noch in der Wachstumsruhe. Wählt einen frostfreien, trockenen Tag, damit die Schnittstellen schnell und gesund abheilen, ohne Infektionen einzufangen.

Ein sparsamer Schnitt bringt den Baum in Ruhe und regt ihn nicht so stark zum Austrieb an. So reicht es dann oft einen Baum nur alle 3-5 Jahre zu schneiden.

 

2. Kreuz-und-quer-Äste sowie Wassertriebe wegschneiden

Am Anfang erst mal alles wegschneiden, was kreuz und quer oder nach innen wächst sowie senkrechte Wassertriebe oder „Baum-im-Baum-Äste“. Bei den Wassertrieben nur 80 % wegnehmen, um den Austrieb nicht zu sehr anzuregen.

Am besten Wassertriebe gleich nach den Eisheiligen im Mai oder Juni im unverholzten Zustand abreißen, so entfernt man gleichzeitig die Beiknopsen, die sonst erneut austreiben. In dieser Zeit ist der Baum eher mit den Früchten beschäftigt als mit den Trieben.

 

3. Grundgerüst bestimmen

Am besten erst mal um den Baum gehen, um die Struktur aus unterschiedlichen Perspektiven besser beurteilen zu können.

Im Idealfall 1 Mitteltrieb und 3-4 Leitäste bestimmen. Den Mitteltrieb in der Höhe soweit begrenzen, wie die Teleskop-Schneidgiraffe reicht (5 m). Das erspart einem später die Leiter. Die Leitäste, wenn nötig kürzen und ihnen die Fruchtäste mit ihren Seitenzweigen unterordnen. Alte, herunterhängende Fruchtäste auf jüngere Triebe ableiten.

 

4. Gute, ansprechende Baumstruktur schaffen

Beim Schneiden auf eine gute und ansprechende Baumstruktur hinarbeiten. Ein ordentliches Grundgerüst (1 Mitteltrieb und 3-4 Leitäste) erleichtert die Arbeit sehr.

Die Wirklichkeit sieht aber oft anders aus – kein Mitteltrieb oder 5 Leitäste, wo die einzelnen sich manchmal sogar noch in zwei oder drei aufteilen. In diesem Fall die Gegebenheiten akzeptieren, sich die gute, ansprechende Baumstruktur vorstellen und entsprechend die Zweige und Äste schneiden.

 

5. Auf gute Statik achten

Das Grundgerüst im Hinblick auf eine gute Statik schneiden und besonders bei den Fruchtästen darauf achten, dass sie nicht zu lange wachsen.

Ist durch den Abbruch eines starken Astes der Baum aus der Balance geraten, kann man durch zwei parallele Ritzer in die Rinde versuchen, in der Nähe der Bruchstelle schlafende Augen zu wecken.

 

Diese  Empfehlungen gelten für Apfelbäume im Jugendalter auf einer Streuobstwiese in Cölbe-Reddehausen, die jetzt in die Ertragsperiode kommen, und die ohne Leiter geschnitten werden sollen. Die Teleskop-Schneidgiraffe erlaubt ein Baumwachstum bis 5 m Höhe, was für einen guten Ertrag völlig ausreicht.

 

Anderenorts mögen, durch Alter der Bäume oder andere Vorgaben bedingt, die Empfehlungen abweichen. Hier ist besonders das Büchlein "Obstbaumschnitt in Bildern" zu empfehlen.

 


Starker Mistelbefall eines  Apfelbaums  – eine schnellwachsende Gefahr und was zu tun ist.

Misteln entfernen – eine lebensnotwendige Vorsorge

 

Misteln, die als Schmarotzerpflanze ihrem Wirtsbaum Wasser und Nährstoffe entziehen, werden zunehmend zu einer Gefahr für Streuobstwiesen. Eine Kartierung  von Streuobstwiesen in Filderstadt mit einer Gesamtgröße von 10 ha ergab eine erschreckende Zunahme in kurzer Zeit: 16 % von der Mistel befallene Apfelbäume 2012, 46 % vier Jahre später und 63 % nochmals 3 Jahre später!

 

Als Ursachen für die Ausbreitung der Mistel  werden vor allem die unregelmäßige Pflege von Streuobstbeständen angesehen. Daneben begünstigen wohl auch klimatische Veränderungen, wie lange Trockenphasen und der daraus resultierende Stress für die Obstbäume, den Vormarsch.

 

Was ist zu tun?

Hierzu schreibt Dr. Walter Hartmann, der auch die angesprochene Kartierung ausgewertet hat: "Will man die Mistel nachhaltig entfernen, muss man mindestens 30 bis 50 cm von ihrem Ansatz ins gesunde Holz zurückschneiden. Das ist in Abhängigkeit von der Ansatzstelle der Saugwurzeln nur in den äußeren Astpartien ohne große Schädigung des Obstbaumes zu vertreten.

 

An inneren Astpartien (Leitäste, Stammverlängerung) bleibt als Notmaßnahme nur die Möglichkeit, die Misteln abzubrechen (am besten brechen sie bei Frost) oder abzuschneiden. Dadurch lässt sich allerdings nur die weitere Ausbreitung durch die

Früchte (Scheinbeeren) verhindern. Die Saugwurzeln selbst mit ihrem Senkergewebe verbleiben auf bzw. im Baum. Die Mistel benötigt dann etwa 4 Jahre, bis sie wieder Samen produziert. Der Wirtsbaum wird aber vorübergehend entlastet. Das heißt aber auch, dass die Misteln spätestens nach 4-5 Jahren wieder entfernt werden müssen.

 

Besser ist es aber, die nachgewachsenen Misteln jedes Jahr wieder zu entfernen. In vielen Fällen stirbt der Schmarotzer dann nach einigen Jahren völlig ab." (Zitat aus "Gefahr für unsere Apfelbäume", Dr. Walter Hartmann und Eberhard Meyer, Obst & Garten, Filderstadt, Mai 2020, PDF)